Mit Employer Branding dem Fachkräftemangel im Einzelhandel entgegenwirken

| 22. Oktober 2024

Sind Sie als Einzelhändler mit der Herausforderung konfrontiert, neue Mitarbeiter zu gewinnen? Beobachten Sie eine zunehmende Fluktuation in Ihrem Team, eine steigende Arbeitsbelastung und Schwierigkeiten nachhaltige Beziehungen zu Ihren Stakeholdern zu pflegen? Wenn Sie einige dieser Fragen mit ‚Ja‘ beantworten, befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Laut aktuellen Umfragen kämpfen fast die Hälfte der befragten Einzelhändler mit den direkten Folgen des Fachkräftemangels, und viele beginnen, die Bedeutung von Employer Branding zu erkennen.

Ein möglicher Grund dafür kann eine nicht ausreichend entwickelte Employer Brand sein, zu deutsch als Arbeitgebermarke übersetzt. In diesem Artikel möchte ich Ihnen daher das Konzept des Employer Branding näherbringen und folgende Fragen beantworten:

Was versteht man unter Employer Branding?

Employer Branding bezeichnet den Prozess, durch den ein Unternehmen sich als attraktiver Arbeitgeber positioniert. Ziel ist es, die eigene Arbeitgebermarke bewusst zu gestalten und sowohl gegenüber den aktuellen Mitarbeitern als auch potenziellen Bewerbern zu kommunizieren. Diese strategische Ausrichtung hilft, die Wahrnehmung des Unternehmens im Arbeitsmarkt gezielt zu beeinflussen.

Über die bloße Werbung hinaus schließt Employer Branding die Entwicklung einer authentischen Unternehmenskultur ein, die sowohl interne Zufriedenheit fördert als auch die externe Wirkung stärkt. Es umfasst Maßnahmen wie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Förderung von Mitarbeiterentwicklung und das Engagement in sozialen und ökologischen Unternehmensverantwortungen.

Warum ist Employer Branding sinnvoll?

In den letzten Jahren konnten wir einen deutlichen Wandel von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt verzeichnen. Heute stellen nicht mehr nur Unternehmen Anforderungen an Arbeitsuchende, sondern auch die Bewerber kommen mit klaren Vorstellungen und Erwartungen zu Ihnen als Arbeitgeber. Der Relevanzverlust klassischer Faktoren wie Arbeitszeiten, Urlaubstage, Bezahlung sowie Aufstiegs- und Karrierechancen ist spürbar. Insbesondere junge Menschen erwarten mehr; es geht darum, welche zusätzlichen Benefits Sie Ihren Mitarbeitern bieten können. Themen wie die Werte des Unternehmens, Work-Life-Balance, individuelle Weiterbildung, Teambuilding und das allgemeine Wohlbefinden am Arbeitsplatz rücken immer stärker in den Vordergrund. Wie werden Sie sich Ihrer Werte bewusst? Wie entwickeln Sie eine starke Unternehmenskultur? Wie vermitteln sie dies an Ihre Mitarbeiter? Und wie erfahren potenzielle Mitarbeiter von Ihnen? Genau hier setzt Employer Branding an und kann Sie dabei unterstützen, diese Herausforderungen zu meistern.

Welche Unterschiede bestehen zwischen Personalmarketing und Employer Branding?

Es ist wichtig, nicht vorschnell Employer Branding mit Personalmarketing gleichzusetzen. Obwohl beide Begriffe auf die Personalgewinnung abzielen, konzentriert sich Personalmarketing primär auf das Anwerben und Halten von Talenten. Employer Branding hingegen beinhaltet eine umfassendere strategische Ausrichtung des Unternehmens. Es berücksichtigt sowohl interne als auch externe Perspektiven und zielt darauf ab, eine authentische und glaubwürdige Arbeitgebermarke zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur darum, Mitarbeiter zu gewinnen, sondern eine Marke aufzubauen, die die wahren Werte und die Kultur des Unternehmens widerspiegelt.

Wie beginnt man mit der Gestaltung der eigenen Employer Brand?

Motivation

Zu Beginn habe ich eine ermutigende Nachricht für Sie: Um Ihre Employer Brand zu gestalten, müssen Sie nicht bei null anfangen. Alles, was Sie benötigen, ist bereits vorhanden, nur verborgen unter einer dünnen Eisschicht, die es behutsam zu entfernen gilt. Was meine ich damit? Stellen Sie sich vor, ich würde Sie spontan fragen, was Ihr Unternehmen auszeichnet, welche Werte gelebt werden, welche Kultur herrscht – Sie würden sicherlich kurz ins Grübeln kommen, aber als erfahrene Geschäftsperson würden Sie eine Antwort finden. Wird diese Sicht aber auch von Ihren Mitarbeitern geteilt? Hier wird es komplizierter. Ihr Unternehmen lebt bestimmte Werte und eine spezifische Kultur, aber die regelmäßige Reflexion dieser ist wahrscheinlich kein fester Bestandteil des Alltags. Genau hier setzen wir an, denn das Ziel ist, dass jeder in Ihrem Unternehmen – vom Vertriebsleiter über die langjährige Mitarbeiterin bis hin zu neuen Auszubildenden – dieselben Werte vor Augen hat, wenn es um das Unternehmen geht. Es ist essenziell, dass zunächst intern Einigkeit über die gelebten Werte herrscht, denn nur so können Sie Ihre Arbeitgebermarke glaubwürdig in der Öffentlichkeit präsentieren. Ohne diese Grundlage besteht das Risiko, dass wir die Erwartungen nicht erfüllen und das Vertrauen in unsere Employer Brand untergraben, was letztendlich verheerende Auswirkungen haben kann. Unser konkretes Vorgehen besteht darin, die Philosophie zu identifizieren und zu definieren, die intern gelebt wird.

Identifikation

Die entscheidende Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: „Wie stehen die Mitarbeiter zu Ihrem Arbeitgeber?“. Es ist wenig zielführend, hierüber nur zu spekulieren. Stattdessen sollten sie direkt bei der Quelle nachfragen, Ihren Mitarbeitern selbst. Online-Umfragetools können hierbei eine große Hilfe sein, denn sie ermöglichen es, auch die Meinungen der eher zurückhaltenden Mitarbeiter zu erfassen. Die Anonymität einer Umfrage erleichtert es zudem, offen Kritik zu äußern. Ihr Ziel sollte es sein, ein umfassendes Verständnis aller Aspekte Ihrer Innenwirkung im Unternehmen zu entwickeln, sowohl der Stärken als auch der Verbesserungspotenziale. Denn beide sind gleichermaßen wertvoll, um zu verstehen, was Ihr Unternehmen als Arbeitgeber attraktiv macht oder was noch verbessert werden könnte. Scheuen Sie sich also nicht vor Kritik. Nützliche Fragen, die Ihnen bei der Identifikation helfen können: Was schätzt du an unserer Unternehmenskultur am meisten?, Warum hast du dich für unser Unternehmen entschieden?, Gibt es Werte, die du in unserem täglichen Handeln deutlich erkennen kannst und welche sind das? Was motiviert dich bei der täglichen Arbeit? Was könnten wir anders machen, um unser Arbeitsumfeld und unsere Kultur zu verbessern?

Nachdem Sie nun ein klares Bild der aktuellen Innenwirkung Ihrer Arbeitgebermarke gewonnen haben, folgt der Schritt zur Definition dieser Werte. Ziel ist es, eine Formulierung zu entwickeln, die von allen Mitarbeitern unterstützt wird und die jeder neue Mitarbeiter im Arbeitsalltag spüren wird.

Definition

Die Definition erfolgt im Rahmen der Entwicklung einer Employer Value Proposition (EVP), also das Nutzenversprechen, das Sie als Arbeitgeber Ihren Mitarbeitern geben. Es geht darum wesentliche Fragen zu beantworten: Was sind die Kernwerte unseres Unternehmens?, Welche einzigartigen Vorteile bieten wir unseren Mitarbeitern?, Wie beschreiben unsere Mitarbeiter die Arbeitsatmosphäre und die Kultur im Unternehmen? und Wie differenzieren wir uns von anderen Marktteilnehmern?

Ebenfalls empfehlenswert ist die Nutzung agiler Methoden, wie Design Thinking, bei der Ausarbeitung Ihrer EVP. Stellen Sie dabei Ihre Mitarbeiter in den Mittelpunkt, ähnlich wie Kunden im Produktentwicklungsprozess. Führen Sie regelmäßig iterative Schleifen durch, um kontinuierlich Feedback einzuholen und Ihre Value Proposition entsprechend anzupassen. Das endgültige Ziel ist, eine EVP zu formen, die nicht nur von der Mehrheit Ihrer Mitarbeiter getragen wird, sondern auch authentisch die Essenz Ihres Unternehmens verkörpert.

Welche Maßnahmen gibt es um die Employer Brand zu stärken?

Nachdem die Employer Value Proposition (EVP) klar definiert und intern abgestimmt ist, profitiert das Unternehmen bereits von einer gestärkten Unternehmenskultur. Doch um auch potenzielle Mitarbeiter anzusprechen, stellt sich jetzt die Frage, wie die Arbeitgebermarke effektiv nach außen kommuniziert werden kann. Im Folgenden möchte ich Ihnen daher drei Ansätze vorstellen: 1. Corporate Influencer Programme, 2. Ausbildungsmarketing und 3. Karriereseite.

1. Corporate Influencer Programme

Social Media ist ein hervorragendes Marketinginstrument, und genau hier kommen Corporate Influencer ins Spiel. Aber was sind Corporate Influencer? Einfach ausgedrückt, sind es Mitarbeiter, die bereit sind, auf ihren eigenen Social Media-Kanälen Einblicke in den Unternehmensalltag zu gewähren und ihre Meinung über das Unternehmen zu teilen. Wichtig ist hierbei, dass eine starke Vertrauensbasis zwischen Ihnen und dem Mitarbeiter besteht und einige Verhaltensrichtlinien im Voraus festgelegt werden. Dies kann besonders wertvoll für Menschen sein, die in Ihrer Branche nach einem Job suchen, da die authentische Meinung eines Mitarbeiters oft mehr Gewicht hat als eine offizielle Unternehmensbotschaft.

2. Ausbildungsmarketing

Hierbei geht es darum, besonders jungen Menschen Einblicke in Ihren Betrieb und den Ablauf einer Ausbildung zu geben sowie die Karrierechancen in Ihrem Unternehmen darzustellen. Mitarbeiter, die ihre Ausbildung bei Ihnen bereits abgeschlossen haben, können hier ihre Erfahrungen teilen. Ein hervorragendes Beispiel für erfolgreiches Ausbildungsmarketing ist die Polizei Berlin, die auf der OMR 2024 in Hamburg ihre Erfolge präsentierte. Sie hat eine Videoreihe auf TikTok veröffentlicht, die exklusive Einblicke in das Bewerbungsverfahren und den Ausbildungsverlauf gewährt.

Quelle: OMR, veröffentlicht am 9. Mai 2024, verfügbar auf YouTube: Wie die Polizei Berlin mit Marketing-Hacks dem Fachkräftemangel trotzt

Die OMR (Online Marketing Rockstars) ist eine renommierte Plattform für digitales Marketing und bekannt für ihre jährliche Messe in Hamburg, die Experten und Branchenführer zu Konferenzen, Workshops und Networking-Events zusammenbringt.

3. Karriereseite

Im Vergleich zu sozialen Medien bietet Ihre eigene Webseite deutlich mehr kreative und freie Gestaltungsmöglichkeiten. Hier haben Sie die Möglichkeit, unterschiedliche Medienformate wie Videos, Bilder, Audiodateien und Texte einzusetzen und miteinander zu kombinieren. Beginnen Sie damit, einen umfassenden Überblick über Ihr Unternehmen zu geben. Erzählen Sie von Ihrer Geschichte, erläutern Sie Ihre Vision und beschreiben Sie die Kultur, die Ihr Unternehmen prägt. Einige Mitarbeiter könnten ihre Erfahrungen durch kurze Videos teilen, die authentische und persönliche Einblicke gewähren oder Sie könnten mit Hilfe eines virtuellen Rundgangs potenziellen Bewerbern die Möglichkeit bieten, Ihre Arbeitsumgebung zu erkunden. Es ist ebenfalls ratsam, Weiterbildungs- und Karrierechancen detailliert vorzustellen, um potenziellen Bewerbern die Entwicklungswege aufzuzeigen, die Ihr Unternehmen bietet. Darüber hinaus könnte eine FAQ-Seite mit Antworten auf häufig gestellte Fragen von Bewerbern bekannte Unsicherheiten proaktiv angehen.

Fazit

Employer Branding spielt eine immer wichtigere Rolle, um Unternehmen in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Arbeitsmarkt als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Der Prozess beginnt mit der Identifikation und Definition der internen Unternehmenswerte sowie der Entwicklung einer klaren Employer Value Proposition, die sowohl intern als auch extern kommuniziert werden kann.

Maßnahmen wie Corporate Influencer Programme, gezieltes Ausbildungsmarketing und der Aufbau einer Karriereseite bieten Unternehmen verschiedene Wege, ihre Arbeitgebermarke zu stärken und sowohl bestehende als auch potenzielle Mitarbeiter anzusprechen. Diese Strategien helfen dabei, die einzigartigen Aspekte der Unternehmenskultur hervorzuheben und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Fachkräfte anzieht und langfristig bindet.

Insgesamt kann eine gut entwickelte Employer Brand ein wertvolles Instrument sein, um sich im Wettbewerb um Fachkräfte zu behaupten und die eigene Position am Markt zu festigen.

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Vincenzo Casciato

Lorenzo Casciato

 

Werkstudent Vertrieb & Marketing

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